Gelsenkirchen: Chaos in der Zulassungsstelle

Schon seit längerer Zeit gibt es in der Zulassungsstelle in Gelsenkirchen Probleme mit der Terminvergabe. In Zeiten von Corona haben sich diese noch verstärkt.

© Thomas Gödde / FUNKE Foto Services

In letzter Zeit bekommen wir häufiger Nachrichten von Hörern, die über katastrophale Zustände in der Kfz-Zulassungsstelle berichten. Lange Wartezeiten, telefonisch sei niemand erreichbar und Termine seien nur schwer zu bekommen.

Wir haben unter anderem mit Autohändlern, Zulassungsdiensten, einer Kfz-Innung und auch mit der Stadt Gelsenkirchen über die Problematik gesprochen.

Kunden warten teilweise zwei Wochen auf Neuwagen

Eigentlich steht der Wagen abholbereit beim Händler. Trotzdem kann er nicht ausgeliefert werden, weil die Anmeldung so lange dauert.

Michael kontaktiert uns über Facebook. Er muss 14 Tage auf seinen Wagen warten. Sein altes Auto hatte er schon verkauft. Der Händler springt ein und gibt Michael einen Leihwagen. Auf den Kosten bleibt der Händler sitzen. Trotzdem tankt der Händler Michael noch seinen Neuwagen auf - als Entschuldigung für Unannehmlichkeiten, für die er nichts kann.

Aber das sind nicht die einzigen Unannehmlichkeiten. Michael berichtet uns weiter, dass der Wagen über die hauseigene Bank des Händlers finanziert wurde. Die Bank will als Versicherung den Kfz-Brief hinterlegen. Der liegt aber auf dem Amt. Zwei Mahnungen bekommt der Händler deshalb von der Bank. 

Händler berichten von großem Rückstau und schlechter Erreichbarkeit

Als wir mit mehreren Händlern telefonieren, berichten sie uns von chaotischen Zuständen. Durchschnittlich warten sie eine Woche auf die Anmeldungen der Fahrzeuge. Ein Händler erzählt uns, dass der Kfz-Anmeldedienst, mit dem er zusammenarbeitet, schon morgens nur noch eine Tasche in der Kfz-Zulassungsstelle Gelsenkirchen abgeben und in die Tasche vom Vortag gucken würde, um zu sehen, was bearbeitet wurde. Per Telefon können die Händler niemanden erreichen, wenn sie Rückfragen haben.

Ein anderer Händler erzählt uns, dass er im Moment mit 300.000-500.000 € in Vorleistung gehen muss, weil die Kfz-Briefe so lange brauchen, bis sie zurückkommen. Auf den Kosten für die Leihwagen bliebe auch er sitzen. Allerdings stellt er auch klar: Auf den Mitarbeitern herumhacken wolle er nicht und das würde auch nichts bringen. Sie arbeiteten am Limit und seien trotzdem stets freundlich.

Kfz-Innung schaltet sich ein

Während unserer Recherche wird uns ein Brief vom 10.06.2020 zugespielt. Eine Kfz-Innung bittet die Stadt Gelsenkirchen darin um eine schriftliche Stellungnahme. In dem Brief heißt es zum Beispiel:

“... zunehmend erhalten wir Beschwerden von Autohäusern, die verärgert sind über die Dauer von behördlichen Vorgängen in der Zulassungsstelle Gelsenkirchen.”

Die langen Wartezeiten seien ein Nachteil gegenüber den Städten Oberhausen und Dortmund sowie den Landkreisen Recklinghausen und Borken. Hier würden die Anmeldungen nur einen Tag dauern. Konkret heißt es weiter:

“Die Händler, welche in dieser Zeit froh über jeden Verkauf von Fahrzeugen sind, erfahren durch die Verzögerung der Zulassung zusätzliche Kosten und nicht zuletzt verärgerte Kunden, die die lange Bearbeitungsdauer den Händlern anlasten.”

Stadt Gelsenkirchen will Situation verbessern

Die Probleme seien bekannt, heißt es von der Stadt Gelsenkirchen. Vor allem seit der Corona-Krise seien die Anmeldungen pro Tag von 250 Fahrzeugen auf 400 angestiegen. Bisher sei diese Zahl nicht gesunken.

Es gebe Personalprobleme. Die Mitarbeiter wollten nicht lange dort bleiben. Das liege unter anderem daran, dass Kunden häufig unfreundlich seien, nicht umsonst gebe es dort Sicherheitspersonal.

Gerade Ummeldungen von Fahrzeugen, die zuletzt im Ausland angemeldet waren, seien aufwendig, weil häufig keine Papiere vorhanden seien. Ein Stadtsprecher erzählt uns, dass sich die Lage nur durch mehr Personal ändern könne. Momentan würden wieder Leute eingearbeitet werden. Die Einarbeitungszeit dauere ca. 6 Monate.

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