Messer-Gewalt geht bei uns offenbar etwas zurück

Im ersten Halbjahr 2024 wurden bei uns in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen weniger Messerangriffe registriert als noch im ersten Halbjahr 2023.

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So ist die Lage bei uns in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen

In Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen geht die Zahl der Messerangriffe offenbar etwas zurück. Das zeigen vorläufige Zahlen der Polizei, die wir angefragt haben. In Gelsenkirchen hat es demnach im ersten Halbjahr dieses Jahres rund ein Viertel weniger Messerangriffe gegeben – verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Auch in Gladbeck und Bottrop dürften die Zahlen am Ende des Jahres etwas niedriger ausfallen als noch 2023. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen 229 Messerangriffe. Vor allem Gelsenkirchen hatte in den letzten Wochen negative Schlagzeilen gemacht: Erst am Dienstag vor einer Woche (10. September) hatte ein Mann auf offener Straße versucht, seine Frau mit einem Messer zu töten. Der 14-jährige Sohn ging dazwischen und konnte Schlimmeres verhindern. 

So ist die Messer-Lage in NRW

Die Messergewalt in NRW ist zuletzt vor allem durch den Terroranschlag in Solingen wieder ins Blickfeld der Politik gerückt. Die will das Waffenrecht verschärfen und für mehr Sicherheit sorgen. Wie schlimm ist die Lage tatsächlich?

Laut NRW-Innenministerium gab es im vergangenen Jahr im öffentlichen Raum 3.536 Messerattacken. Das ist ein Plus von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 3,4 Prozent mehr. Während der Corona-Pandemie waren die Zahlen stark zurückgegangen, auch weil das öffentliche Leben teilweise eingeschränkt war.

Auch wenn die Gewalt mit Messern aktuell im Fokus steht – die meisten Gewalttaten werden anders begangen. Von gut 134.000 Gewalttaten im Jahr 2023 in NRW wurden laut Innenministerium „nur“ 2,63 Prozent mit einem Messer begangen. In den allermeisten Fällen werden Gewalttaten ohne ein spezifisches Tatmittel begangen.

Nicht mit drin in dieser NRW-Statistik sind außerdem die Messertaten, die nicht im öffentlichen Raum passieren, also zum Beispiel in Wohnungen.

Die meisten Messerattacken im öffentlichen Raum passieren laut NRW-Innenministerium abends und nachts. Die Tatverdächtigen sind überwiegend männlich und jung: Jeder vierte Tatverdächtige war unter 21 Jahre alt. 55 Prozent der Tatverdächtigen hatten einen deutschen Pass, 45 Prozent waren Ausländer.

Opfer von Messerattacken sind in der Regel ebenfalls männlich und eher jung. Bei den Messerangriffen im vergangenen Jahr blieb mehr als die Hälfte (63%) der Opfer unverletzt. 15 Menschen wurden getötet. Knapp jeder dritte wurde leicht verletzt. 

Warum haben junge Menschen ein Messer dabei?

Warum haben offenbar so viele junge Menschen das Gefühl, mit einem Messer vor die Tür gehen zu müssen? Zur Selbstverteidigung, sagen viele von euch, die wir gefragt haben. Wenn man von anderen Messerangriffen höre, habe man selbst das Gefühl, „aufrüsten“ zu müssen.

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Früher Intensivtäter - heute Anti-Gewalt-Trainer

Maximilian Pollux will dem entgegenwirken. Er kennt sich mit dem Thema aus, war als Jugendlicher Intensivtäter und saß für seine Taten, unter anderem Körperverletzungen, fast zehn Jahre im Knast. Mittlerweile ist er 41 und Anti-Gewalt-Trainer.

Über 700 Workshops hat er schon an Schulen gegeben. Er ist sich sicher: „Gewalt ist immer ein Scheitern des Täters. Er ist am Ende seines Lateins“. Genau da müsse man ansetzen, zum Beispiel mit Anti-Gewalt-Trainings. Junge Menschen müssten lernen, mit brenzligen und konfrontativen Situationen umzugehen. Das könne auch ein Kurs im Kampfsportverein sein. „Dass jemand, der regelmäßig zum Boxen geht, jemanden mit einem Messer angreift, ist viel unwahrscheinlicher als bei jemandem, der keine Gewaltkompetenz besitzt.“

© Radio Emscher Lippe

Die meisten Täter wüssten morgens noch gar nicht, dass sie abends jemanden verletzen könnten. „Ich habe schon so oft Leute gesehen, die ihre Taten dann die nächsten sechs bis sieben Jahre im Gefängnis bereuen.“ Von Messerverboten hält Maximilian Pollux viel: „Wir könnten durchaus ein deutschlandweites Messerverbot für alle, die nicht im beruflichen Kontext ein Messer haben, einführen. Dass wir immer mehr Waffen mit uns rumtragen, ist einfach nicht nötig.“

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