So könnte der europäische Impfnachweis funktionieren

Ein EU-Gipfel hat schon im Februar die Weichen für einen digitalen europäischen Corona-Impfpass gestellt. Der Sommerurlaub könnte damit näher rücken. Doch es gibt auch Zweifel. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Was soll mit dem Impfpass möglich sein?

Die Zielsetzung der EU-Kommission ist klar: Sie will mit dem Dokument Reisen und dadurch eine Sommersaison für den Tourismus ermöglichen.

Das Projekt soll zum 1. Juni fertig sein. Mit dem "digitalen grünen Zertifikat" will die EU-Kommission eine gemeinsame technische Lösung der 27 EU-Staaten schaffen und aktuelle Reisebeschränkungen überwinden.


Was soll erfasst werden?

Neben Impfungen soll auch eine überstandene Corona-Infektion sowie negative Testergebnisse hinterlegt werden. Die EU-Kommission betont, damit werde eine Diskriminierung von Nicht-Geimpften beim Reisen verhindert. Es müssten keine persönlichen Daten ausgetauscht werden. An dem Zertifikat kann sich aber auch noch etwas ändern - sollte etwa ein Impfstoff nicht mehr gegen eine Mutationsvariante helfen. Jeder EU-Bürger soll das Zertifikat kostenlos erhalten können. Es soll abgeschafft werden, sobald die Weltgesundheitsorganisation WHO die Corona-Pandemie für beendet erklärt hat. Wichtig ist: Das "grüne Zertifikat" ersetzt nicht den gelben Impfpass, sie ergänzen ihn allerdings.

Brauche ich für den digitalen EU-Impfnachweis ein Smartphone?

Es wird kein mobiles Endgerät wohl nötig sein. Es soll die Bescheinigung mit personalisiertem QR-Code auch auf Papier geben. Über diesen Code könnten dann alle notwendigen Daten abgerufen werden. Zudem soll er eine digitale Signatur enthalten, um den Nachweis fälschungssicher zu machen. 

Was müssen EU-Länder unternehmen?

Sie sollen ihre technischen Lösungen so entwickeln, dass sie miteinander kompatibel sind. Das Bundesgesundheitsministerium etwa geht davon aus, bis Mitte des Jahres einen digitalen Impfpass anbieten zu können. Die EU-Kommission will eine gemeinsame Plattform als Rahmen aufbauen. Reynders betonte auch, dass es noch viel zu tun gebe. Ähnliche Projekte lassen zudem wenig Gutes ahnen: Eine für Ende vergangenes Jahr angekündigte EU-weite Lösung zur Nachverfolgung von Reisebewegungen etwa ist bis heute nicht gekommen. Dabei ging es damals lediglich um sogenannte Aussteigerkarten, also Dokumente, in

denen etwa festgehalten wird, wer wann welchen Zug genutzt hat.

Wann geht's los mit den "grünen Zertifikaten"?

Geplant ist spätestens Ende Juni innerhalb der EU damit zu starten - also zur Sommerferien und -urlaubssaison. Da ist das Ziel laut der EU-Kommision. Der Zeitplan gilt als sportlich abr machbar. Sowohl die Mitgliedsstaaten als auch die EU selber haben sich als Ziel gesetzt, alle technischen Voraussetzungen zu erfüllen.

Welche Probleme gibt es mit dem Impfnachweis?

Offensichtlich ist es möglich, dass der digitale Impfnachweis der EU leicht gefälscht werden kann. Die "Welt am Sonntag" berichtet, dass das Bundesgesundheitsministerium schon eine Sicherheitslücke eingeräumt habe. Der gelbe Impfpass mit eingetragener Covid-19-Impfung sei leicht zu fälschen. Deshalb wäre auch damit der digitale Impfnachweis der EU anfällig. Zurzeit wird schon davor gewarnt, Impfpässe in Social Media zu teilen, da Betrüger die Impfstoff-Chargennummern, Arztstempel und Unterschriften fälschen, um neue, gefälschte Impfpässe zu fälschen.

Text: dpa (mit Joachim Schultheis)

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