Zu wenige Kinderschwimmkurse: So klappt's trotzdem
Veröffentlicht: Dienstag, 04.04.2023 06:44
In Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen müssen weiterhin viele Kinder teilweise Jahre warten, bis sie einen Platz in einem Schwimmkurs bekommen. Wo es noch freie Plätze gibt, und wann sich die Situation entspannen könnte.
Wie ausgelastet sind die Schwimmkurse aktuell?
GELSENKIRCHEN:
- Das Sportparadies schreibt uns, die "Anzahl der Anmeldungswünsche übersteigt jedes Mal aufs Neue die Kapazitäten". Rund 900 Kinder können im Sportparadies jedes Jahr einen Kurs absolvieren - und so schwimmen lernen.
- Gelsensport bietet 27 Kurse pro Woche an. Es gibt zu wenige Kursleitungen und auch zu wenig Platz. Oft greifen die Mitarbeiter auf Schwimmbäder in Gelsenkirchener Schulen zurück. Besonders groß ist der Andrang in den Bereichen Resse und Schalke.
- Die Schwimmschule "Come-back" hat aktuell 638 Kinder auf der Warteliste - gerade sei die Situation besonders extrem, auch wegen Corona.
BOTTROP
- Bei der DLRG begrenzt sich der Ansturm sehr auf die Anfängerschwimmkurse. Bei den Seepferdchen-Kursen warten 240 Teilnehmer - es sind Wartezeiten von bis zu zwei Jahren möglich. Ein Problem: Manche Eltern melden ihre Kinder nicht ab, wenn sie nicht kommen können. Das könne Kapazitäten blockieren.
GLADBECK
- Jessys Schwimmschule hat aktuell fast 200 Kinder auf der Warteliste - mit teils über einem Jahr Wartezeit. Personell könne man zwar noch mehr Kinder aufnehmen, es fehle aber an genügend Platz, also Bahnen. Für den Schwimmunterricht werde ein spezielles Lehrschwimmbecken benötigt - ein normal tiefes Schwimmerbecken reiche nicht aus.
Woran liegt das?
Schwimmvereine und Schwimmschulen sehen vor allem drei Probleme.
- Zu wenig Personal, also Kursleiter. Der Personalbedarf für Schwimmkurse ist relativ hoch. Gelsensport zum Beispiel betreut ca. zehn Kinder mit zwei Kursleiterinnen. Ansonsten könne die Sicherheit nicht gewährleistet werden.
- Zu wenig Platz. In Gelsenkirchen gibt es nach dem Abriss des Zentralbads vor allem im Süden kaum Alternativen. Das Sportparadies ist während der Osterferien geschlossen. In Bottrop bleibt das Hallenbad wegen Fliesenschäden wohl noch bis zu den Sommerferien dicht. Dadurch müssen die Kurse verlegt werden - in den Schwimmbädern der Schulen sind so noch weniger Kapazitäten frei.
- Während der Corona-Pandemie waren viele Schwimmbäder geschlossen. Dadurch holen jetzt viel mehr Kinder einen Kurs nach. Viele Kinder müssen außerdem wieder bei Null anfangen, weil sie während Corona kaum üben konnten.
Wo gibt es aktuell noch freie Plätze?
- Die Schwimmschule Bulliplatsch in Gelsenkirchen ist zwar ausgelastet, allerdings besteht hier die Möglichkeit, innerhalb von vier bis fünf Wochen einen Termin zu bekommen. Voraussetzung: Man sollte zeitlich flexibel sein. Vor allem die Wochenenden seien gut ausgebucht.
- Der SV13 in Gladbeck, der auch das Freibad betreibt, bietet ebenfalls Schwimmkurse im Hallenbad an. Hier gebe es noch einige freie Plätze - nach Ostern starten wieder neue Kurse.
- Grundsätzlich lassen sich viele Eltern auf mehrere Wartelisten setzen - dadurch sollte man sich vor langen Wartelisten nicht abschrecken lassen. Je flexibler man örtlich und zeitlich ist, desto eher besteht die Chance, schnell einen Schwimmkurs machen zu können.
Wann wird sich die Situation wieder entspannen?
- Die ersten Schwimmschulen erkennen schon wieder einen leichten Rückgang der Kinder auf den Wartelisten. Der "Corona-Stau" wird offenbar abgebaut, das sagt uns zum Beispiel die TSG Kirchhellen.
- Für ein neues Zentralbad in Gelsenkirchen laufen gerade schon Planungen. Die zuständige Dezernentin Anne Heselhaus hat uns gesagt, dass es schon Ideen für die mögliche Ausstattung des neuen Bads gebe. Sie will das Thema laut eigener Aussage schnell in die Politik bringen - man wolle aber noch auf einen Gerichtsbeschluss zur Vergabe der neuen Polizeihochschule warten. Das spricht dafür, dass die Stadt den alten Standort des Zentralbads an der Overwegstraße auch für das neue Bad ins Auge fasst. Schon zum Ende der Osterferien sollen die zweiwöchigen Wartungsarbeiten im Sportparadies abgeschlossen sein.
- In Bottrop soll das Hallenbad bis zu den Sommerferien repariert werden. Dann stehen dort auch wieder Kapazitäten für Schwimmkurse zur Verfügung.
Glückliche Kinder und Eltern in Schalke
Da haben wir uns riesig gefreut. Sie freut sich jeden Donnerstag, dass sie jetzt schwimmen darf.
Wir dürfen bei einer Schwimmstunde in der Lessing-Realschule in Gelsenkirchen-Schalke dabei sein. Der kleine Henry (6 Jahre alt) kann sogar schon tauchen - später will er mal Profi-Taucher werden. Für die Eltern und Großeltern am Beckenrand ist die Zusage für einen Platz im Schwimmkurs ein großes Geschenk. Karin Schmidt musste mit ihrer 4-jährigen Enkelin Lina fast zwei Jahre warten. Umso größer war die Erleichterung, als der Anruf kam: "Da haben wir uns riesig gefreut. Sie freut sich jeden Donnerstag, dass sie jetzt schwimmen darf."
Ex-Profi-Schwimmerin Jessica Steiger bringt Kindern Schwimmen bei
Man könnte ein eigenes Schwimmbad bauen und von morgens bis abends nur Kurse anbieten, weil der Andrang so groß ist.
Jessy Steiger ist 10-fache deutsche Schwimmmeisterin und hat während der Corona-Zeit - gemeinsam mit ihrer Schwester - eine eigene Schwimmschule in Gladbeck eröffnet. Immer wieder sei sie von Bekannten gefragt worden, ob man den Kindern nicht schwimmen beibringen könne. Aus einer ersten Idee wurde ein Unternehmen. "Es ist total schön zu sehen, wenn die Kinder bei uns das Seepferdchen schaffen, wie glücklich die sind, wie glücklich die Eltern auch sind." Jessy Steiger hält es für gefährlich, dass viele Kinder nicht schwimmen können. Dass Schwimmbäder schließen, mache es noch viel schwieriger. Sie würde gerne mehr Kurse anbieten, findet aber nach eigenen Angaben keine freien Kapazitäten mehr in den Hallenbädern. "Man könnte ein eigenes Schwimmbad bauen und von morgens bis abends nur Kurse anbieten, weil der Andrang so groß ist."