EURO 2024: Polizei-Chef gibt Einblicke in Strategie

Noch genau ein Jahr bis zum Start der EURO 2024, die auch in Gelsenkirchen stattfinden wird. Der Leitende Polizeidirektor in Gelsenkirchen, Peter Both, erklärt im Interview mit Radio Emscher Lippe, wie sich die Polizei auf das Großevent vorbereitet - und welche Rolle ein mögliches Alkoholverbot spielen könnte.

© Polizei Gelsenkirchen

Das Interview mit Peter Both in voller Länge zum Nachhören

© Radio Emscher Lippe

Zehntausende Fans werden in Gelsenkirchen erwartet - vier Spiele werden in der Veltins-Arena ausgetragen, darunter ein Achtelfinale und drei Vorrundenspiele. Auch wenn noch nicht feststeht, welche Mannschaften in der Arena spielen werden, bereitet sich die Polizei schon jetzt auf einen Großeinsatz vor. Peter Both, Leitender Polizeidirektor der Polizei Gelsenkirchen, ist der ranghöchste Polizist und Einsatzleiter bei besonders herausfordernden Einsätzen. Im Interview mit Radio Emscher Lippe Reporter Leon Pollok spricht er über Herausforderungen mit gewaltbereiten Fans, die Einsatz-Strategie der Polizei und die Vorfreude auf das Mega-Event.

© Radio Emscher Lippe
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Ein Sommermärchen 2.0? Würde ich mir wünschen. Aber die Rahmenbedingungen sind anders als 2006.

Grundsätzlich wünsche er sich ein Sommermärchen 2.0, sagt Both in Anlehnung an die WM 2006. "Aber die Ausgangslage ist eine andere." Das komme auch darauf an, welche Teams gegeneinander spielten. Insbesondere England gegen die Niederlande sieht der Leitende Polizeidirektor als Risikospiel. Bei einem solchen Spiel würden sogar mehr Polizeikräfte das Spiel und die Stadt schützen als beim Revierderby in der Bundesliga. Konkrete Zahlen nennt Peter Both aber nicht.

Polizeidirektor: Wollen nicht von vorneherein martialisch auftreten

Wenn die Stimmung im Einsatz kippt und aggressiv wird, dann haben wir auch Helme und Schutzkleidung dabei.

Grundsätzlich sei Both aber kein Freund davon, martialisch aufzutreten. "Wir sollten unser Verhalten erst ändern, wenn es erforderlich wird", sagt er im Radio Emscher Lippe Interview. Man wolle sich als Polizei offen und ansprechbar präsentieren - als Fan sollte man keinesfalls durch schwer bewaffnete Kräfte mit Helmen begrüßt werden. Im besten Falle soll es auch immer Polizisten geben, die die jeweilige Sprache der Teams sprechen. Allerdings sei man auch darauf vorbereitet, dass die Stimmung kippen könnte: "Dann müssen sich die Beamten mit kurzem Sommerhemd zurückziehen. Und dann kommen die mit Helm und Schutzkleidung. Aber die würde ich nicht von vorneherein immer offensiv zeigen wollen. Wozu?" Grundsätzlich müsse die Botschaft an die Fans sein: "Ihr seid hier willkommen!"

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Polizei hat Hooligans im Blick

© Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
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Eine klare Ansage macht der Leitende Polizeidirektor Peter Both an Hooligans und gewaltbereite Gruppen, die nach Gelsenkirchen kommen könnten. Man sei jetzt schon im Austausch mit den ausländischen Verbänden, um Hooligans schnell zu erkennen. Entsprechende Gruppen dürfe man nicht aus den Augen lassen - auch Kontrollen seien möglich. Eventuelle Märsche könnten verboten werden.

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Alkoholverbot bei Hochrisikospielen nicht ausgeschlossen

Pyrotechnik in der Arena
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Ein heiß diskutiertes Thema war zuletzt auch das Alkoholverbot. Beim Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund gab es in der Veltins-Arena keinen Alkohol. Peter Both verteidigt diese Entscheidung im Interview. "Wenn wir ernsthaft in Abrede stellen, dass Alkohol enthemmt und ab einem bestimmten Punkt, wenn sowieso Emotionen im Spiel sind, aggressiver macht, müssen wir sämtliche Biologie- und Medizinbücher umschreiben. Alle." Außerdem belegten die Einsatzzahlen nach dem Derby, dass das Verbot Wirkung gezeigt habe. In den Jahren vor Corona habe man im Stadion beim Derby normalerweise durchschnittlich 40 bis 45 Einsätze für Notärzte und Rettungssanitäter. Beim vergangenen Derby seien es acht gewesen. Strafanzeigen u.a. wegen Beleidigungen und Becherwürfen habe es nur sechs gegeben. Normalerweise seien es um die 30, so Both.

Auch bei der EURO 2024 befürwortet er für Hochrisikospiele ein solches Verbot. Das sei aber eine Einzelfallentscheidung zwischen der Polizei und der UEFA.

Wenn wir ernsthaft leugnen, dass Alkohol enthemmt und ab einem bestimmten Punkt aggressiver macht, müssen wir sämtliche Biologiebücher umschreiben.

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Grundsätzlich blickt der Leitende Polizeidirektor Peter Both positiv auf die große Aufgabe EURO 2024 in Gelsenkirchen. Die größte Herausforderung sei, über einen so langen Zeitraum konzentriert zu bleiben und sich auch in brenzligen Situationen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. "Wenn wir Schottirland gegen Nordirland kriegen, dann wird das ein riesen Volksfest. Dann müssen die Wirte schauen, dass sie genug Vorrat haben." Aber es könne auch anders kommen - dessen müsse man sich bewusst sein. Er wünsche sich ein "Sommermärchen 2.0" - singende tanzende Fans, die Polizei freundlich dazwischen. "Ich glaube, das werden wir auch schaffen".

Das komplette Interview mit Peter Both zum Nachhören

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Countdown-Fest auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen

Auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen wird ab 11 Uhr der Countdown für die EURO offiziell eingeläutet. 365 Bälle werden symbolisch ins Tor geschossen. Den letzten Ball soll Oberbürgermeisterin Karin Welge zwischen 17.30 und 18.00 Uhr verwandeln. Die Aktion findet auch in den anderen Austragungsstädten statt. Auf dem Heinrich-König-Platz könnt ihr euch auch informieren, wenn ihr euch als Volunteers ehrenamtlich engagieren wollt. 1.600 Freiwillige werden gebraucht. Hier könnt ihr euch ab sofort bewerben.

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