Personalmangel und Unwirtschaftlichkeit: So steht es um die Pflege in NRW

Die Stimmung ist mehr als schlecht. Überall fehlt in Pflegeeinrichtungen Personal - dadurch können Betten nicht belegt werden und am Ende steht die Insolvenz. Allen Beteiligten ist klar, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Pflege hat ein Problem. Es herrscht eine wahre Pleitewelle. Innerhalb eines Jahres hat sich in NRW die Zahl der Pflegeeinrichtungen, die Insolvenz anmelden mussten, verfünffacht. Das sind Zahlen aus dem NRW-Gesundheitsministerium. Wenn es so weitergeht, wird es in Zukunft viel weniger stationäre oder ambulante Pflegeeinrichtungen bei uns geben. 

Personalnot wird immer schlimmer

Woran liegt das? Eine der wichtigsten Ursachen ist die Personalnot. Eine Pflegeeinrichtung ist darauf angewiesen, dass die Plätze praktisch zu 100 Prozent belegt sind. Das erzählt Stephan Baumann, er ist Vorsitzender des Verbands der Deutschen Alten- und Behindertenhilfe und selbst Geschäftsführer von Einrichtungen in NRW: "Wenn jetzt eine Einrichtung die Personalmenge nicht findet, ist die Einrichtung gezwungen, Betten leerstehen zu lassen. Das bedeutet auch Unwirtschaftlichkeit", erklärt er.

Zeitarbeitsfirmen sind nicht die Lösung

Viele Pflegekräfte wandern zu Zeitarbeitsfirmen ab und lassen sich dann über diese an Pflegeeinrichtungen vermitteln. Das könnte eine Lösung sein - ist in Wahrheit aber ein Problem. Denn ausgeliehenes Personal über diese Zeitarbeitsfirmen ist etwa dreimal so teuer ist. Die durchschnittliche Pflegefachkraft verdient rund 4.000 Euro im Monat. Baumann sagt, dass das Problem auf Dauer nicht gelöst werden kann. "Ich habe Personal, kann zwar Betten belegen. Aber die Kosten pro Pflegekraft - 8.000 bis 10.000 Euro - finanziert mir der Träger aus Unwirtschaftlichkeit nicht."

Wie soll die Situation bekämpft werden?

Beim Pflegegipfel der Ruhrgebietskonferenz kam heraus, dass es in der Pflege auf eine Triage hinausläuft. Das heißt: Einrichtungen übernehmen mehr und mehr nur die einfachen Pflegefälle. Die schweren müssen teils lange nach einer Betreuung. Die Forderung der Einrichtungen ist deutlich.

Vorgaben aus der Politik und der Kostenträger seien zu starr und müssten sich den Marktbedingungen anpassen. Das hieße am Ende, dass Regeln, wieviel Personal auf wieviele Bewohner kommen, lockerer werden müssten. Immerhin sind Pflegeeinrichtungen auch Unternehmen, die wirtschaftlich stabil bleiben wollen. Eine andere Lösung wäre, die Personalnot mit Fachkräften aus dem Ausland zu bekämpfen.

Autoren: José Narciandi & Joachim Schultheis

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