Abwasser- und Abfallgebühren in NRW: Hohe Unterschiede in Kommunen

Steigende Abwasser- und Abfallgebühren in NRW belasten Haushalte. Extreme Unterschiede und politische Forderungen sorgen für Diskussionen.

Ein Mitarbeiter der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) leert in der Innenstadt eine Biomülltonne.
© picture alliance/dpa | Marijan Murat

Die Menschen in Nordrhein-Westfalen müssen 2025 erneut tiefer in die Tasche greifen: Die Gebühren für Abwasser und Abfall sind deutlich gestiegen. Laut einer Analyse des Bundes der Steuerzahler NRW (BdSt NRW) kletterten die Abwassergebühren im Schnitt um 5,1 Prozent, während die Abfallgebühren um durchschnittlich 2,5 Prozent zulegten. Doch hinter diesen Durchschnittswerten verbergen sich teils drastische Unterschiede und politische Forderungen.

Abwasser in einer Kläranlage
Die Abwassergebühren in NRW erreichen neue Höchststände. Für einen typischen Vier-Personen-Haushalt liegen die Kosten in 77 von 370 Kommunen bereits über 1.000 Euro pro Jahr. © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt
Die Abwassergebühren in NRW erreichen neue Höchststände. Für einen typischen Vier-Personen-Haushalt liegen die Kosten in 77 von 370 Kommunen bereits über 1.000 Euro pro Jahr.
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Abwassergebühren: Extreme Unterschiede zwischen Kommunen

Die Abwassergebühren in NRW erreichen neue Höchststände. Für einen typischen Vier-Personen-Haushalt mit 200 m³ Schmutzwasser und 130 m² versiegelter Fläche liegen die Kosten in 77 von 370 Kommunen bereits über 1.000 Euro pro Jahr. Besonders auffällig ist die enorme Bandbreite: Während in Reken nur 330 Euro fällig werden, verlangt Monschau satte 1.688 Euro - ein Unterschied von über 400 Prozent. In Städten wie Halle, Wülfrath oder Vreden stiegen die Gebühren binnen eines Jahres sogar um mehr als 25 Prozent.

Die Ursachen sind vielfältig: Preissteigerungen bei Wasserwirtschaftsverbänden, höhere Personalkosten, neue gesetzliche Vorgaben wie die EU-Wasserrahmenrichtlinie und vor allem die Abschreibung vom teureren Wiederbeschaffungszeitwert treiben die Gebühren in die Höhe. Letzteres ist besonders umstritten, da immer mehr Kommunen diese Methode anwenden – ein Trend, der laut BdSt NRW gestoppt werden muss.

Abfallgebühren: Steigende Kosten durch neue Standards

Auch bei den Abfallgebühren zeigt sich ein ähnliches Bild. Im Landesdurchschnitt zahlen Haushalte 2025 rund 306,80 Euro - ein Plus von 2,5 %. Doch in einigen Kommunen wie Mechernich (+30 Prozent), Herford (+16 Prozent) oder Düsseldorf (+14 Prozet) sind die Anstiege deutlich höher. Gründe hierfür sind unter anderem höhere kommunale Standards wie wöchentliche Leerungen, die CO₂-Bepreisung für Müllverbrennung und neue Vorgaben wie die Bioabfallverordnung.

Trotz der Kostensteigerungen gibt es auch Fortschritte: Immer mehr Kommunen bieten kleinere Mülltonnen an, und das Mindestrestmüllvolumen wurde gesenkt. Diese Maßnahmen entlasten sparsame Haushalte und zeigen, dass Flexibilität möglich ist.

Forderungen des Bund der Steuerzahler in NRW

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) fordert klare gesetzliche Regelungen, um die Gebührenexplosion zu bremsen. Zu den zentralen Forderungen gehören:

  • Abwassergebühren: Abschreibungen sollen sich am Anschaffungswert orientieren, nicht am teureren Wiederbeschaffungszeitwert. Gewinne aus Gebührenhaushalten dürfen nicht in den allgemeinen Haushalt abfließen.
  • Abfallgebühren: Weniger Pflichtstandards wie flächendeckende Biotonnen oder wöchentliche Leerungen. Zudem soll die CO₂-Bepreisung für Müllheizkraftwerke zurückgenommen werden.

"Viele Kommunen nutzen die Spielräume im Gesetz zu Lasten der Gebührenzahler aus. Das muss ein Ende haben", betont Rik Steinheuer, Vorsitzender des BdSt NRW. Gleichzeitig fordert er mehr interkommunale Zusammenarbeit, um unnötige Eigenlösungen zu vermeiden.

Autoren: Joachim Schultheis & José Narciandi

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