Dad Brain: Wie und wozu sich das Gehirn von Vätern verändert

Ein modelliertes Gehirn
© Georg Wendt/dpa/dpa-tmn

Aha!

Los Angeles/Berlin (dpa/tmn) - Nicht nur Mütter erleben rund um die Geburt eines Kindes tiefgreifende Veränderungen – auch Väter zeigen messbare Anpassungen in Hirnstruktur und Hormonhaushalt. Das zeigt die Forschung der Psychologie-Professorin Darby Saxbe von der University of Southern California.

Was sich im Gehirn tut

Ergebnisse aus Gehirnscans zeigen: Auch bei Vätern verändert sich der Kortex, also der Teil des Gehirns, der für höhere kognitive Funktionen zuständig ist, berichtet Saxbe im Podcast «Speaking of Psychology» der American Psychological Association (APA). Die Veränderungen seien subtiler als bei Müttern, aber dennoch nachweisbar – und sie scheinen die Fähigkeit der Väter zur Fürsorge zu fördern.

Auch im Hormonspiegel tut sich etwas. Der Testosteronspiegel vieler Väter sinkt nach der Geburt. Das sei mit einer höheren Motivation verbunden, sich ums Baby zu kümmern, erklärt Saxbe. Das heißt: Weniger Testosteron könne mehr Nähe zum Kind bedeuten, außerdem eine bessere Beziehungsqualität rund um den Übergang zur Elternschaft.

Gleichzeitig zeige sich: Partnerinnen von Vätern mit niedrigerem Testosteron berichteten seltener von depressiven Symptomen – sofern die Beziehung gut war.

Schlechter Schlaf ist ein ständiger Begleiter junger Eltern. Interessant: Laut Saxbes Forschung ist der Schlafmangel eher eine Folge als eine Ursache der Hirnveränderungen. Wer besonders engagiert in der Babybetreuung ist, schläft oft schlechter – aber das Gehirn scheint sich genau dafür «umbauen» zu wollen.

Elternzeit lohnt sich - für Väter und für alle

Die Forschung legt nahe, dass Vaterschaft ein echtes «Entwicklungsfenster» fürs Gehirn ist - vergleichbar mit Jugend oder Kindheit. «Jedes Entwicklungsfenster ist eines der Vulnerabilität, aber es ist auch eines der Möglichkeiten», so die Professorin. 

Wer zunächst das Gefühl hat, sich nicht wie früher konzentrieren zu können, muss sich nicht sofort Sorgen machen. Denn Kinder fördern die Gedächtnisleistung der Eltern: Sie schärfen ihre kognitiven Fähigkeiten, Eltern können «sich besser an Dinge erinnern und diese abrufen, die für Ihr Kind spezifisch sind».

Eine weitere zentrale Erkenntnis: Auch Väter, die Elternzeit nehmen, profitieren – aber noch mehr profitieren die Mütter. Sie schlafen besser, sind weniger gestresst und zeigen seltener depressive Symptome. «Tatsächlich hatten die Mamas den größten Nutzen», so Saxbe. 

Elternzeit sei etwas, das nicht nur den Vätern, sondern der ganzen Familie zugutekomme. «Wir wissen, dass sie Vorteile für die Kinder hat. Wir wissen auch, dass sie für den Partner von Vorteil ist. Und ich denke, dass alles, was man tun kann, um das Familiensystem zu entlasten, auch ein Mittel zur Stressbewältigung ist.»

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Darby Saxbe ist Professorin für Psychologie an der University of Southern California in Los Angeles. Dort leitet sie das Neuroendocrinology of Social Ties (NEST) Lab, wo sie untersucht, wie sich enge Beziehungen auf die Gesundheit auswirken, mit besonderem Fokus auf den Übergang zur Elternschaft. Ihr Buch «Dad Brain» soll im kommenden Jahr erscheinen.

© dpa-infocom, dpa:250617-930-680352/1
Zwei Männer tragen ihre Kinder in Kindertragen
Weniger Testosteron, mehr Nähe: Väter, die sich kümmern, haben oft bessere Beziehungen, und fördern das Wohlbefinden der ganzen Familie.© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
Weniger Testosteron, mehr Nähe: Väter, die sich kümmern, haben oft bessere Beziehungen, und fördern das Wohlbefinden der ganzen Familie.
© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

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