Rassismusforscher hält Aussagen von Clemens Tönnies für rassistisch

Tönnies bediene in seinen Aussagen verschiedene rassistische Motive so der Rassismusforscher Dr. Jobst Paul

© Sebastian Konopka - Funke Foto Services

Aussage wird in sozialen Medien oft verharmlost

“Menschen, die es mal auf den Punkt bringen, machen sich hier leider immer unbeliebt und sind unbequem. Öffentliches Meinungsverbot, willkommen in Deutschland.” schreibt Sandra Heringhaus auf unserer Facebookseite. Sie meint damit die Äußerung von Clemens Tönnies. Die Zeitung “Westfalen-Blatt” hat einen Mitschnitt der Rede von Clemens Tönnies veröffentlicht. Darin fragt er sich auch: “Ja, wat machen die, wenns dunkel ist?” Seitdem ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Aussagen von Clemens Tönnies rassistisch gewesen sind, oder nicht?

Es gibt fünf herabsetzende/rassistische Motive, die immer wieder bedient werden

Der Rassismusforscher Dr Jobst Paul sagt, es seien immer wieder die gleichen fünf Motive, die bei herabsetzenden/rassistischen Äußerungen benutzt werden. Etwa das Fäkal-Motiv, das Fress-Motiv oder das Mastermind-Motiv. Ausführlich werden diese Motive in seinem Buch: "Der binäre Code - Leitfaden zur Analyse herabsetzender Texte und Aussagen" beschrieben. Zu der Aussage von Clemens Tönnies sagt er unter anderem:

Hier werden die Betroffenen als unfähig gezeichnet, selbst eine vorausschauende Versorgung zu organisieren, oder sie sind zu dumm dafür. Da müssen sozusagen wieder, wie in alten kolonialistischen Argumentationen, die großen weißen Männer kommen, die sozusagen den Grips haben dazu.

Die ausführliche Begründung gibt Dr. Jobst Paul in unserem kompletten Interview am Ende des Artikels.

"Schalker-Ehrenrat hat mit seinem Urteil das falsche Signal geschickt"

Der Ehrenrat hat in Clemens Tönnies Aussage ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot auf Schalke gesehen und auf die Satzung des Vereins verwiesen. Dr. Jobst Paul sagt, für eine Diskriminierung braucht man aber eigentlich keine Worte, sondern es ist fast immer eine Handlung. Überspitzt dargestellt - angenommen Tönnies hätte gesagt “Es dürfen keine Schwarzen mehr auf Schalke arbeiten.” Das wäre eine Diskriminierung gewesen. Genau das hat Tönnies aber nicht getan. Deshalb sei etwas verurteilt worden, was nicht passiert ist, so Paul.

Man hat also etwas verurteilt, was gar nicht begangen wurde, um dann zum eigentlichen Sachverhalt zu schweigen. Und das ist wirklich ein recht durchsichtiges Manöver. Vor allem schweigt man ja damit natürlich auch darüber, dass diejenigen die sich von den Äußerungen betroffen und herabgesetzt fühlen, verletzt fühlen.

Das komplette Interview

© Michael Rose / Radio Emscher Lippe

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