So kämpft Gelsenkirchen jetzt gegen Schrotthäuser

500 Schrotthäuser will Gelsenkirchen mit millionenschwerer Förderung vom Land in den nächsten zehn Jahren kaufen. Das ist bisher schon passiert - und so geht es weiter. Ein Vor-Ort-Termin.

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Abgeplatzte Fassadenstücke, kaputte Klingelschilder und abgeklebte Fenster. Hier in dem Wohnblock an der Uechtingstraße/Hülsmannstraße in Schalke-Nord wohnt fast niemand mehr. Und hier soll auch niemand mehr wohnen. Diese Schrotthäuser soll es so in der Form nicht mehr geben. Mario Hofmann ist bei der Stadt Gelsenkirchen zuständig für den Kampf gegen vollkommen heruntergekommene Immobilien. 500 dieser Häuser sollen in den nächsten zehn Jahren verschwinden oder saniert werden. Im Interview mit Radio Emscher Lippe gibt Hofmann einen Einblick, wie viel schon erreicht wurde - und wie lang der Weg noch ist.

Überziehschuhe wegen Kakerlakenbefalls

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Den ersten Förderbescheid vom Land gab es im Oktober 2023: 5 Millionen Euro hatte die Bauministerin Ina Scharrenbach dabei. Davon sind laut Mario Hofmann schon 2,5 Millionen ausgegeben. Mit dem Geld wurden 17 Schrotthäuser gekauft: acht in Schalke-Nord, vier in Rotthausen, vier in Ückendorf und eines in Horst. Wie es drinnen aussieht, wissen Hofmann und seine Kollegen immer schon vor dem Kauf. "Die Überziehschuhe gehören für uns zum Standardrepertoire, damit man sich keine Kakerlaken nach Hause schleppt", sagt er im Interview mit Radio Emscher Lippe. Viele der Gebäude stünden leer, teilweise müssten einige Mieter noch in andere Wohnungen vermittelt werden. Die Stadt kauft aber nur Häuser, in denen Wohnen unzumutbar sei.

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Hülsmannstraße: Heute Schrotthaus, bald moderne Sporthalle?

Ein Schrotthaus an der Hülsmannstraße in Schalke-Nord© Radio Emscher Lippe
Ein Schrotthaus an der Hülsmannstraße in Schalke-Nord
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Was mit den maroden Häusern passiert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Laut Mario Hofmann gibt es zwei Optionen: Abriss oder Sanierung. Bei einem Abriss könnten auf der Fläche zum Beispiel Parks oder Spielplätze entstehen. Bei einer Sanierung könnten die Häuser auch als Büroflächen genutzt werden. Wohnen soll in den Häusern aber niemand mehr - denn in Gelsenkirchen gibt es insgesamt zu viele Wohnungen und zu viele Leerstände. Konkret dürfte es hingegen schon bald an einem Teil der Hülsmannstraße in Schalke-Nord werden. Dort hat die Stadttochter ggw vier Häuser gekauft. Auf die Fläche soll bald eine Sporthalle für die angrenzende Grundschule Kurt-Schumacher-Straße gebaut werden, hat uns eine ggw-Sprecherin gesagt. Abgerissen werden könnten die Schrotthäuser demnach schon im kommenden Jahr.

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Ein Schrotthaus an der Achternbergstraße in Rotthausen© Radio Emscher Lippe
Ein Schrotthaus an der Achternbergstraße in Rotthausen
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Wie geht es langfristig in Gelsenkirchen weiter?

Innerhalb der nächsten zehn Jahre will Mario Hofmann zusammen mit seinem Team 500 Schrottimmobilien in Gelsenkirchen kaufen und abreißen oder sanieren - vor allem im Süden, in Horst und in Scholven. Schon in den nächsten Wochen sollen weitere fünf Millionen Euro Fördergeld beim Land beantragt werden. Aktuell stehe man bei ca. 60 weiteren Häusern in Verhandlungen mit den Eigentümern, sagt Hofmann. Insgesamt sei man dem selbst gesteckten Zeitplan sogar voraus.

Schrotthäuser in Gelsenkirchen

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